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über
Angst

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„Wir schleichen auf Zehenspitzen durchs Leben und hoffen, es sicher bis zum Tod zu schaffen.“
(Jen Sincero)

Angst. Mit diesem Wort verbinden wir in erster Linie ein unangenehmes, beklemmendes Gefühl, eine Bedrohung. Vor unserem geistigen Auge tauchen Bilder von Situationen auf, in den wir uns vielleicht schon mal gefürchtet haben: ein dunkler Heimweg; ein schrecklicher Unfall; düstere Gestalten in einer Seitengasse; furchterregende Tiere; riesige Meereswellen; Bilder aus den Nachrichten oder gruseligen Filmen, die unser Blut in den Adern gefrieren lassen... Wir erinnern uns an Kindertage, in denen wir uns vor Menschen, die uns neu- oder fremdartig waren, gefürchtet haben; an dunkle Räume oder Keller, in denen wir Geister vermutet haben; an den ersten Schultag, vor dem wir Angst hatten; vor dem Kinderarzt, der uns vielleicht wieder eine Spritze geben wollte... Als Erwachsener erscheinen uns die Ängste, die wir als Kinder hatten, banal und unbedeutend. Auch verbinden wir mit dem Wort „Angst“ eher Ausnahme- oder Extremsituationen. Momente oder Gegebenheiten, die für uns neu- oder andersartig sind, die Unsicherheit oder im Extremfall sogar Panik auslösen. Jeder von uns kennt das Gefühl von Angst, hat dieses schon mal erlebt und es als sehr unangenehm und beklemmend empfunden.

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Wir versuchen angstauslösenden Momenten so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Werden wir dennoch unerwarteter Weise mit gefährlichen Situationen konfrontiert, so reagieren wir instinktiv und unbewusst mit Flucht, Angriff oder Erstarren (Totstellen). Es müssen aber nicht immer Ausnahme- oder Extremsituationen sein, die uns Menschen Angst machen. Ich behaupte sogar, dass Menschen zu angstbesetzten Wesen geworden sind, die in einer modernen Gesellschaft, mit einem immer schnelleren Lebensrhythmus und technischen Fortschritten kaum noch Möglichkeit haben, sich auf diese Veränderungen einzustellen. Zahlreiche wissenschaftliche Bücher und Artikel zeigen, dass in einer von den Medien geprägten Welt, in der von Bedrohungen durch Krieg, Terrorismus, ökonomischer Unsicherheit und steigender Umweltverschmutzung die Rede ist, Angststörungen, Suchtprobleme, Depressionen und degenerative Erkrankungen massiv in den letzten Jahren angestiegen sind.

 

In einer destabilisierten Welt mit widersprüchlichen Weltanschauungen und Werten, wird der Mensch mit ungewissen Zukunftsaussichten zurückgelassen. Soziale Netzwerke und Medien wollen uns den Eindruck vermitteln, ein reales Abbild des Geschehens in der Welt zu zeigen, Menschen zu informieren und näher zu bringen. Algorithmen bestimmen automatisiert, welche Inhalte im Internet angezeigt werden und welche nicht, können Meinungen und Interessen beeinflussen und verleiten, noch mehr Zeit auf Social Media Plattformen zu verbringen. In der (Schein-)Welt aus teils fragwürdigen und verfälschten Inhalten und Bildern wird es fast unmöglich zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. In der modernen Gesellschaft, in der moralische Werte und Religionen aufgrund von Globalisierung und technologischem Wandel verschwimmen, wird es immer schwieriger, Sicherheit und Kontinuität zu finden. Die Unfähigkeit, mit dem daraus resultierenden Stress umzugehen, verursacht Angst. Wir verharren in der (vermeintlichen) Komfortzone, obwohl diese schon längst mehr Unbehagen als Wohlbefinden bereitet, weil wir Angst vor Veränderungen haben.

 

Wir trauen uns keine Entscheidungen mehr zu treffen, denn wir haben die Orientierung im Leben verloren. Wir haben Angst vor Nähe, weil wir verletzt werden können. Noch mehr fürchten wir das Alleinsein, denn das widerspräche den gesellschaftlichen Normen. Krankheit und Tod fürchten wir genauso wie das Leben. Wir glauben nicht liebens- und begehrenswert zu sein, denn antrainierte Glaubenssätze sagen uns, dass wir „nicht schön“ sind und „nicht genügen“. Noch dazu werden wir auf sozialen Medien mit einer (Schein-)Welt konfrontiert, die uns das Leben von glücklich strahlenden und schönen Menschen präsentiert – wie können wir bei so viel (vermeintlicher) Perfektion noch mithalten?

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